Zurück zur Übersicht
09.06.2021

Presseartikel

Tagesspiegel: Nachbarschaft

Quelle: Tagesspiegel, „Nachbarschaft“
Text: Paul Lufter, Fotos: Laborgh Projekt East GmbH & Co. KG

Das Greenhouse im Georg-Knorr-Park. Wo früher Autos inspiziert wurden, wächst heute dichtes Grün in der ehemaligen Tankstelle auf dem Ostgelände des Georg-Knorr-Parks, dem sogenannten Greenhouse. Neben verschiedenen Kräutern lassen sich dort diverse Tomaten, Buschbohnen, Chilis, Erdbeeren und mexikanische Minigurken finden. Die Idee für das Projekt gab es bereits im Sommer 2020, wie Jan Bamberger vom Projektentwickler Laborgh Investment erzählt. Laborgh kümmert sich um das Gelände. Dort soll ein gemischtes Quartier mit Wohnungen und Gewerbeflächen entstehen. Den Masterplan für die Entwicklung hatte Ihnen in der vorigen Woche Ingo Salmen vorgestellt. In der ehemaligen Tankstelle befindet sich neben dem Greenhouse auch das Projektbüro sowie eine große Küche.

„Die Idee war, im Raum der ehemaligen Werkstattannahme Sachen anzupflanzen, die später auch in der großen Küche vor Ort verkocht werden“, sagt Bamberger. Die Vertiefungen unter den Hebebühnen hätten wie ideale Beete ausgesehen, erklärt er die ursprüngliche Planung. „Einfach Folien und Erde rein und fertig ist das Beet.“ So einfach war es dann aber doch nicht. „Wir sind mit unseren ersten Versuchen kläglich gescheitert“, sagt Bamberger. „Wir sind aber auch keine Gärtner.“

Einen solchen habe man dann über Ebay-Kleinanzeigen gesucht. Dabei habe man eigentlich das Bild von einem Klischee-Gärtner im Kopf gehabt. Am Ende meldete sich jedoch Cem Otazca. Der 24-Jährige ist zwar kein ausgebildeter Gärtner, konnte jedoch mit seiner Expertise alle überzeugen. „Er hat sofort gewusst, was zu tun ist“, sagt Bamberger. Otazca besorgte Lampen und baute Tische und Hochbeete. Aus dem kleinen Budget, mit dem er arbeiten musste, holte er das Maximum heraus. Innerhalb von drei Monaten war das Projekt fertig. Jetzt ist alles grün.

Auf Ebay war Otazca eigentlich auf der Suche nach einer Couch, wie er sagt. Dabei sei er auf die Stellenausschreibung von Laborgh gestoßen. „Da ich zu der Zeit noch Schüler und auf der Suche nach einem Nebenjob war, habe ich die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und mich beworben“, sagt er. Otazca, der ursprünglich aus Friedrichshain kommt, wohnte selbst fünf Jahre in Marzahn-Hellersdorf. Schon seit frühester Kindheit hat er in der Bonsaizucht seines Vaters erste Erfahrungen mit Pflanzen gesammelt. „Seitdem hat mich das alles nicht mehr losgelassen“, sagt Otazca. „Ich habe so ziemlich alles zum Thema Gärtnern und Pflanzen gelesen, was ich in die Finger bekam und konnte mich so stetig weiterbilden.“

Seine zweite Leidenschaft ist die Chemie. 2019 schloss er seine Ausbildung zum Chemielaboranten ab. „Da ich ein Freund der Abwechslung bin, folge ich jetzt mit dem Greenhouseprojekt mehr meiner gärtnerischen Leidenschaft“, erklärt er. Otazca ist inzwischen auf geringfügiger Basis vor Ort angestellt und schaut drei Mal in der Woche, dass das Greenhouse auch grün bleibt. Für die kommenden Sommermonate hat er einiges geplant, will unter anderem wärmeliebende Pflanzen wie Wasserspinat, Ingwer und Kurkuma kultivieren. „Inzwischen ist es soweit, dass andere Mitarbeiter sich Tipps von ihm für ihre Hauspflanzen holen“, sagt Bamberger. „Er muss eigentlich nur einmal kurz einen Blick auf die Pflanzen werfen und weiß sofort, was los ist.“

Aktuell ist man auf der Suche nach einem sinnstiftenden Nutzen für das Greenhouse. „Wir haben dazu bereits Gespräche mit der Parzelle X geführt“, sagt Bamberger. Die Parzelle X kümmert sich in verschiedenen Projekten um Landschaftsarchitektur und Naturpädagogik. Aktuell werde geprüft, ob man das Greenhouse zur Samenanzucht für Schulgärten nutzen könne. Für die Schulgärten des Bezirks ist Bezirksstadträtin Nadja Zivkovic (CDU) zuständig. Zivkovic findet die Idee gut. Wie es weitergeht, bleibt vorerst abzuwarten.